Da sind wir wieder

Genau einen Monat ist es her, dass ich hier was geschrieben habe. Und das hat seinen Grund. Es war Mittwoch, und Rosso hockte auf der Anrichte und schaute zu, wie ich Futter in seinen Napf füllte. Normalerweise springt er dann sofort runter, dieses Mal machte er das aber nicht, sondern schaute mich an, miaute, schaute nach unten, schaute wieder mich an – und miaute wieder.

Wer mich kennt, weiß, dass ich meine Katzen mit Argusaugen beobachte und jede kleine Veränderung im Verhalten wahrnehme.

Also, Rosso wollte nicht runterspringen. Warum nicht? Er hatte wohl Angst davor.

Warum?

Weil er beim Runterspringen vermutlich Schmerzen hatte.

Dazu muss ich sagen, dass ich abends vor dem Schlafengehen das Dachfenster sperrangelweit aufsperre und Rosso dann immer von einem darunter stehenden kleinen Regal nach oben springt, eine Weile auf dem Dach rumrennt – und dann wieder durchs Dachfenster ins Schlafzimmer springt. Das Dachfenster liegt aber 1,70 Meter über dem Fußboden. Ich weiß das deshalb so genau, weil ich 1,70 groß bin und mit meinen Augen genau am unteren Dachfensterrand gerade so drüber schauen kann. Um was zu sehen, muss ich mich auf die Zehen stellen …

Am Dienstagabend war Rosso wieder vom Dachfenster ins Schlafzimmer gesprungen. Und am nächsten Tag zeigte er dieses merkwürdige Verhalten – beim Runterspringen. Ich beobachtete ihn.

Er hinkte nicht beim Gehen, und er entlastete auch kein Pfötchen beim Stehen. Insofern war also alles in Ordnung.

Ich beobachtete ihn weiter … beim Runterspringen von der Anrichte war er immer noch zögerlich, aber er sprang.

Dann war Freitag. Ich saß auf dem Sofa und Rosso lag vor mir auf dem Sessel.

Um elf Uhr abends fing er plötzlich an, sich zu putzen. Das ist ja normal bei Katzen, aber mir fiel auf, dass sein Putzen sehr hektisch wirkte. Er leckte da, er leckte dort. Er putzte den Kopf, und er putzte den Schwanz. Wenn er sich von vorn bis hinten durch geputzt hatte, fing er von vorn an.

Da machte er geschlagene drei Stunden lang!

Nachts um zwei ging ich nach oben ins Schlafzimmer. Rosso kam hinterher. Und was machte er? Er putzte sich. Unruhig und hektisch.

Dann schlief er eine halbe Stunde. Unterm Bett. Unters Bett verkriecht er sich nur, wenn irgendwas nicht stimmt.

Mittlerweile war drei Uhr nachts, und ich schlief ein.

Ein paar Stunden später wachte ich auf und schaute nach Rosso. Er hockte nun auf dem Bett – und putzte sich!

Besuch beim Tierarzt war angesagt. Meine Haustierärztin hat am Samstag keine Sprechstunde, also fuhr ich in die Tierklinik nach Dießen.

Eine halbe Stunde später waren wir dort, und Rosso wurde untersucht. Die Tierärztin konnte nichts feststellen – außer Berührungsempfindlichkeiten an der Wirbelsäule, kurz vor dem Schwanz. Diagnose: Rosso war beim Sprung vom Dachfenster vermutlich irgendwie blöde aufgekommen und hatte sich eine Zerrung zugezogen. So ähnlich wie wenn wir Menschen eine blöde Bewegung machen und dann Hexenschuss bekommen. Und dieses hektische Putzen war eine sogenannte Ãœbersprungshandlung … vermutlich versuchte er, seine Schmerzen mit dem Putzen zu übertünchen.

Rosso bekam ein Schmerzmittel und Vitamin B 12 (ist gut für den Bewegungsapparat) gespritzt, und wir fuhren wieder nach Hause. Und Rosso fing wieder an, sich zu putzen.

Ich rief in der Tierklinik an, und die Ärztin meinte, ich solle einfach abwarten. Wenn es am nächsten Tag (Sonntag) nicht besser sei, sollte ich anrufen.

Am nächsten Tag spritzte ich ihm das Schmerzmittel (ich kann das gut, seit mein Fritzchen nierenkrank war, und ich ihm täglich eine Spritze geben musste), das die Tierärztin mir mitgegeben hatte. Rosso putzte sich immer noch, aber deutlich weniger.

Ich rief trotzdem in der Tierklinik an, schließlich war es zwei Tage vor Weihnachten.

Ich solle Geduld haben und abwarten. So eine schmerzhafte Muskelverspannung ging nicht von heute auf morgen weg.

Okay!

Am nächsten Tag (Montag, 1 Tag vor Heilig Abend) rief ich meine Haus-Tierärztin an, schilderte ihr die Vorkommnisse und fragte, ob sie mir – rein vorsorglich – ein Schmerzmittel für Rosso geben könne.

Ja, konnte sie, und ich holte es ab.

Ãœber Weihnachten beobachtete ich Rosso natürlich, und ich hatte den Eindruck, dass es ihm besser ging.

Doch dann, Anfang Januar, fing er wieder an, sich hektisch zu putzen, und ich fuhr wieder zur Tierklinik. Ein Besuch bei der Haustierärztin hielt ich für nicht sinnvoll, weil sie kein Röntgengerät hat, und ich vermutete, dass Rosso geröntgt werden musste.

Die Tierärztin in der Tierklinik (eine andere als beim vorigen Mal) untersuchte Rosso wieder gründlich und konnte erfreulicherweise wieder nichts feststellen. Die Organe im Bauch fühlten sich gut an, die Gliedmaßen und der Kopf ließen sich problemlos bewegen (also ohne dass Rosso reagierte), nur bei der Wirbelsäule war Rosso nach wie vor druckempfindlich.

So eine schmerzhafte Muskelverspannung könne locker vier bis sechs Wochen anhalten, meinte die Tierärztin, und verabreichte Rosso ein Schmerzmittel. Ihn zu röntgen hielt sie – wie ihre Kollegin zwei Wochen früher – für nicht erforderlich.

Wieder daheim, war Rosso putzmunter und sprang wie ein Wiesel durch die Wohnung. Das Schmerzmittel zeigte seine Wirkung …

Am nächsten Tag rief ich in der Tierklinik an und fragte, ob es wohl sinnvoll sei, wenn ich Rosso noch ein paar Tage lang das Schmerzmittel verabreiche. Ja, das sei sinnvoll, bekam ich zur Antwort.

Also verabreichte ich Rosso die nächsten vier Tage ein Schmerzmittel (das ich vor Weihnachten vorsorglich besorgte hatte), und Rosso blieb munter und putzte sich einigermaßen normal.

Seit drei Tagen bekommt Rosso nun kein Schmerzmittel mehr, und ich habe den Eindruck, dass alles wieder in Ordnung ist. Er rennt durch die Gegend, springt von Schreibtisch, Anrichte und Terrassenbrüstung wie früher, und ich freue mich. Denn ich hatte mir wirklich Sorgen gemacht.

Da denkt man (ich), eine Katze, die sich nur in der Wohnung aufhält und ein bisschen auf dem Dach rumrennt, ist keinen Gefahren ausgesetzt … falsch gedacht!

PS: Demnächst zeige ich Rosso, wie er mir bei der Buchhaltung hilft. Schließlich ist er nicht mehr krankgeschrieben und wieder voll einsatzfähig.

10 Kommentare

  1. Ach wie gut, dass es nach all‘ der Sorge um die Feiertage nun hoffentlich ein Happy End gibt und Rosso sein Tagwerk weder wie gewohnt aufnimmt!

    Schon komisch, Flo war am Heiligabend total krank, so dass wir statt dem Heiliabendbesuch bei meiner Mutter lieber schon mal nach der Notfall-Versorung über Weihnachten im www suchten. Bei Engel und Teufel gab es im Umfeld Katzenkummer. Und der Besuchskater Paulchen von Angelface brauchte sogar Heiligabend den Notarzt …

    Liebe Grüße dann also nochmals hier und danke für die prompte Rückmeldung!
    Silke

  2. Das ist wohl Murphy’s Gesetz, liebe Silke. Ich zum Beispiel habe absolut keine Zahnprobleme. Aber: am 22. Dezember brach an einem meiner Vorderzähne etwas ab. Mein Zahnarzt hatte – natürlich – Urlaub. Also: Notfallzahnarzt in Herrsching. Gott sei Dank war es nur eine Kleinigkeit. Aber trotzdem …
    Wichtig ist aber, dass alles gut ausgeht.

    • Komisch Renate, meine Mutter bekam über Weihnachten auch Zahnschmerzen. Aber im neuen Jahr fand ihr Zahnarzt nix. Es war wohl wirklich ein merkwürdiges Weihnachtsfest. Bei uns fing Weihnachten wegen Flo dann einfach verspätet an und trotz frühlingshaftem Wetter sind wir immer noch etwas im Weihnachtsmodus 😉

  3. Ich habe deinen Bericht ganz schnell gelesen, weil ich Angst hatte, dass es schlimmer ausgeht. Aber zum Glück scheint es Rosso ja wieder besser zu gehen. Hoffentlich bleibt es so.
    Bei uns war Weihnachten alles ok. Aber dafür bin ich Anfang Januar gestürzt. Die Beschwerden reichen vom linken Knie bis zum Lendenwirbel. Wenn ich das Bein nur mal falsch halte, muss ich ein paar Stunden mit einer Unterarmstütze laufen, damit ich nicht umfalle.

  4. jetzt können wir uns alle Dein Schweigen auch erklären, denn es war nicht normal, garnichts von Euch Beiden zu hören. Gut das Rosso fast wieder der Alte ist, denn was wäre gewesen wenn…… darf ich mir garnicht vorstellen. Bei uns ist alles gut, Lady wird langsam älter, wir haben sie ja im Februar auch schon 11 Jahre und sie war damals geschätzt 2 oder 3 Jahre alt. Es klappt nicht immer so mit Pipi machen, da geht schon mal was über den Rand, wenn sie sich nicht richtig hinsetzt, aber sonst ist sie munter, marschiert auch immer noch die Treppe rauf und runter, geht auf den Balkon und in den Garten – obwohl heute ist es ungemütlich kalt ( ca. 4°C ist zwar so nicht unbedingt kalt aber es fühlt sich kälter an) Schnee liegt immer noch keiner, wäre schön aber wir wollen nicht meckern. Maxel ist eine alte Schlafmütze, er bekommt abends immer seine verrückte Zeit und rast mit Spielzeug durch Wohn-und Eßzimmer. Vorm Schlafengehen kommt er regelmäßig kuscheln und schnurrt dabei wie ein Weltmeister.
    Dir ganz viele liebe Grüße, für Rosso weiterhin alles Gute und macht es gut Ihr Zwei
    Christiane mit dem Rest.

  5. Liebe Renate,
    da bin ich aber froh, dass der rote Racker wieder fit ist! Sowas kommt immer kurz vor irgendwelchen Feiertagen … ganz normal. Murphy halt. Aber jetzt hast du ja wieder tatkräftige Hilfe im Büro. Vielleicht mag Rosso auch mal meine Ablage machen? 😉
    Herzliche Grüße,
    Doris

  6. Die Ärztin hat ja gemeint, so eine Muskelgeschichte würde 4 – 6 Wochen dauern.
    Stimmt!
    Bei Rosso zumindest hat es so lange gedauert.

    Liebe Grüße
    Renate

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