Schwester Renate mal wieder im Einsatz

Was ich an mir mag, das sind meine sensiblen Antenenn und meine feine Beobachtungsgabe. Heute Nacht hat mein Schwarzbär es vorgezogen, aushäusig zu nächtigen, also machte ich mich vorhin auf die Socken um im Garten nach ihm zu pfeifen. Und tatsächlich … nach einigen Minuten hörte ich sein typisches „Krähen“. Ich pfiff weiter und nach weiteren Minuten bequemte sich der Herr hinter dem Schuppen im Nachbargarten aufzutauchen. Aber er tippelte nicht so fröhlich wie sonst auf mich zu, sondern lief langsamer als sonst und mir drängte sich auch der Eindruck auf, als entlaste er sein linkes Hinterbeinchen.

Getrennt durch den Maschendrahtzaun machte sich der Schwarzbär erst mal einen Spaß daraus, in den nächsten Garten zu springen und sich dort die linke Hinterpfote zu lecken. Aha! Ich rief und lockte meinen Strawanzbär, aber er guckte mich mit seinen grünen Augen nur an und ich wusste, das wird eine längere Angelegenheit. Schließlich lockte ich ihn beim Durchgangsloch im Zaun mit einem Zweig, mit dem ich im Gebüsch hin und her raschelte. Es gelang mir nach einiger Zeit, dass er durch das Loch schlüpfte, aber ihn zu packen, war nicht möglich – der kleine Kerl ist schnell wie eine Rakete (oder ich so langsam wie eine müde Schnecke).

Irgendwann tippelte er dann auch durch unseren Garten, aber ihn beim Schlafittchen zu packen, war unmöglich. Sobald ich auf ihn zuging, nahm er Reißaus. Während er lief, nahm ich immer wieder seinen Gang in Augenschein und meine Vermutung, er entlaste sein Hinterbein, bestätigte sich immer mehr. Er humpelte zwar nicht auffällig, aber ich habe ein gutes Auge für minimale Veränderungen. Ich versuchte ihn zu mir her zu locken, aber Katzen haben ebenfalls ein feines Gespür – er ahnte wohl, dass ich ihn einfangen wollte.

Doch irgendwann wollte er wieder über den Zaun klettern und in den Nachbargarten springen, und dabei habe ich ihn dann tatsächlich erwischt – im allerletzten Moment.

Ich habe ihn nach oben getragen, um im hellen Badezimmerlicht seine Pfote zu begutachten und befürchtete schon, dass er sich mal wieder eine Kralle rausgerissen hat. Aber alles schien in Ordnung zu sein. Ich verschloss die Katzenklappe und ließ ihn im Wohnzimmer rumtippeln. Definitiv – er humpelte leicht. Ganz leicht, aber immerhin …

Dann schnappte ich ihn mir erneut, legte ihn rücklings auf meinen Schoß und untersuchte die Pfote erneut. Sobald ich an seinen Zehen herumfummelte jammerte er. Also an dieser Stelle musste was sein! Ich knipste die Bogenlampe an und nahm seine Zehen nun ganz genau unter die Lupe. Und dabei entdeckte ich es: eine Zehe war ein bisschen rot und ein bisschen geschwollen und bei näherem Hinsehen entdeckte ich auch einen kleinen Riss in der Zehe.

Also wieder ins Bad gesperrt und die Behandlung vorbereitet: Seifenlauge produziert, Arnica C200-Tropfen, Calendulatinktur, Phosphor C30 und Wundspray.

Dann Moritz auf meinen Schoß verfrachtet und sein Pfötchen in die Seifenlauge getunkt. Mit Moritz ist Gott sei Dank möglich, was bei Lieschen und Lili völlig unmöglich wäre. Ich habe das Pfötchen mit der verletzten Zehe ungefähr 8 Minuten in der Lauge gebadet, dann abgetrocktet, mit Calendula beträufelt und mit Wundspray besprüht. Arnica und Phospor habe ich ihm auch noch verabreicht.

Danach lag er eine halbe Stunde unterm Bett und jetzt strawanzt er wieder – mein kleiner Schwarzbär. Aber wenigstens konnte ich die Verletzung behandeln und erfahrungsgemäß heilt sie mit dem aufgezählten Procedere sehr schnell. Uff!

9 Kommentare

  1. Wow, super gemacht!
    Wäre bei unseren Fellnäschen nicht drin.

    An den Zehen/ Krallen haben Katzen nach Kämpfen ja öfter kleinere Macken, hatten unsere auch; mussten sie alleine durch. Hat auch geklappt.

    • Heute früh kam der Schwarzbär wieder nach Hause. Hab dann seine Zehe angeschaut … ist immer noh ein bisschen geschwollen, aber nicht mehr rot. Diese homöopatischen Mittel – einfach phantastisch. Und das alte Hausmittelchen Seifenlauge hat vielleicht auch das Ihre dazu beigetragen. Egal – Hauptsache, die Verletzung heilt. Und das ohne Antibiotika!

  2. wenn Du ihn erwischt hast ist er ja wohl auch ein sehr geduldiger Patient. Da Moritz schon wieder rumstromert wird es auch bestimmt schnell wieder gut.
    Unsere hatten Gottseidank bis jetzt keine Blessuren.
    LG von Christiane & Co.

  3. Also die Calendulatinktur nutze ich ja jetzt auch immer, wenn einer sich einer unserer zwei Plüschtiger mal wieder eine Schramme geholt oder Kralle halb ausgerissen hat. Funktioniert wunderbar. Ansonsten haben wir aber kaum Verletzungen. Nur mit Peanuts Zähnen bin ich immer sehr unzufrieden. Nachdem er als Teanager mal entzündetes Zahnfleisch hatte, hat er nun sehr starken Zahnstein. Und das trotzt Zähneputzen! Ich verstehe auch nicht ganz, wieso er da immer so einen Ärger hat und die Miezi hat rein gar nichts. Dabei bekommen ja beide das gleiche Futter (zucker- und getreidefrei versteht sich). Glücklicherwiese ist Peanut aber auch ein friedlicher Patient – genau wie Moriz.

    • Liebe Nina, die Sache mit dem Zahnstein ist vermutlich wie bei Menschen: manche neigen dazu, andere nicht. Wenn Peanut ein friedlicher Patient ist, kann die Ärztin den Zahnstein bestimmt auch ohne Narkose entfernen/abkratzen (bei Moritz wurde das vor kurzem gemacht). Bei Lili wäre das VÖLLIG unmöglich. Die wird beim Tierarzt zur Furie!
      Heute habe ich Moritz‘ Zehe wieder in Seifenlauge gebadet. Ich hielt seinen Fuß in das Schälchen mit der linken Hand, und mit der rechten Hand hielt ich das Kerlchen unterm Bauch. Mit der rechten Vorderpfote stützte er sich auf der Unterlage und zitterte ein bisschen. Das war’s.
      Gott sei Dank ist Lili extrem selten verletzt. Was natürlich auch daran liegt, dass sie überwiegend daheim ist. Momentan liegt sie auf dem Terrassenstuhl und schläft. 😉

  4. Wusste ich gar nicht, dass das auch ohne Narkose geht. Heute Abend werde ich mit dem TA telefonieren und dann alles weitere besprechen. Die letzte Zahn-OP hatte er erst vor 2 Jahren, also das kann ja jetzt nicht zum Dauerthema werden, da müssen wir uns irgendwas anderes überlegen. Alle 2 Jahre eine OP mit Narkose mache ich nämlich nicht mit. Sowas kann ja auch Lebensgefährlich werden. Zur Not müssen die Zähne raus, aber ich hoffe, wir bekommend as auch anders hin.

    • Meine THP sprengt den Zahnstein mit dem Fingernagel ab. Kommt vermutlich auf die Stärke und Intensität des Zahnsteins an. Aber wenn Peanut brav stillhällt, kann man das möglicherweise auch mit Ultraschall machen. Tut ja nicht weh … Ich drück die Daumen!

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