Rosso und ich haben ein neues Spiel: Futterkörnchen werfen, und das geht folgendermaßen.
Rosso sitzt mitten im Wohnzimmer und schaut mich an. Nein, er schaut nicht, er starrt. Er starrt mich eine zeitlang an – lautlos. Wenn ich nicht reagiere, fängt er nach einer Weile an zu miauen. Ein kleines Miau nur. Sehr dezent.
Alle paar Minuten miaut er – jedes Mal nur einmal. Dabei schaut er mich mit großen Augen an. Was will er? Ich weiß es! Ich weiß es genau! Er will, dass ich aufstehe, in die Küche gehe, die Futterkörnchendose aus dem Regal hole, ein paar Körnchen rausnehme und mich damit wieder aufs Sofa setze.
Ich stehe also auf, schaue Rosso in die Augen und frage: »Soll ich ein paar Körnchen holen?«
»Ma … mau!«
Begleitet von seinem aufmerksamen Blick gehe ich in die Küche, ziehe das Futterdöschen aus dem Regal und hole ungefähr 12 Körnchen raus. Mit denen gehe ich zurück zum Sofa und lege die Körnchen rechts neben mich.
Rosso sitzt derweil mit gespannter Körperhaltung mitten im Wohnzimmer … und wartet. Wartet darauf, dass ich das erste Körnchen werfe. Die Richtung kennt er. Ich werfe entweder in Richtung Tür oder in Richtung Küche. Das erste Körnchen wird stets in Richtung Tür geworfen …
Dann gehts los! Ich greife nach rechts aufs Sofa, wo ich die Körnchen hingelegt habe. Sobald Rosso das sieht, macht er sich startklar.
Also, ich greife das Körnchen, hebe die Hand hoch, bewege sie kurz in Wurfrichtung hin und her … und dann werfe ich das Körnchen in hohem Bogen in die Luft. Rosso spurtet wie eine kleine pelzige Rakete durchs Wohnzimmer – rutscht dabei auf dem Parkett oft aus – und dann ergattert er das Objekt seiner Begierde.
Das ergatterte Körnchen verputzt er an Ort und Stelle, dann tippelt er wieder zurück, setzt sich vor den Glastisch, peilt mich an … und wartet. Wartet darauf, dass ich wieder nach rechts greife. Sobald er die ersehnte Bewegung wahrnimmt, macht er sich wieder bereit, bereit für das nächste Körnchen. Sein Körper ist angespannt, jeder Muskel in Funktion. Das Körnchen fliegt, und Rosso rast los – oder springt einen halben Meter in die Luft, um das Körnchen schon im Flug zu fangen. Was ihm regelmäßig gelingt.
Bewege ich die erhobene Hand in Richtung Küche hin und her, weiß er genau, dass die Flugrichtung sich nun ändert, und tippelt schnellen Schrittes ein paar Meter nach rechts – um Zeit zu gewinnen.
So geht das, bis alle Körnchen verputzt sind.
Dann sage ich: »Keine Körnchen mehr, Rosso, keine Körnchen mehr …« Dabei hebe meine leeren Hände demonstrativ in die Luft. Er scheint tatsächlich zu verstehen, was ich sage, denn jedes Mal, wenn ich – sehr langsam und akzentuiert – sage »keine Körnchen mehr«, setzt er sich nicht mehr mit erwartungsvollem Blick mitten ins Wohnzimmer, sondern tippelt lässig von dannen.
Übrigens: Dieses »Körnchen-Wurf-und-Fang-Spiel« ist nicht nur ein Spiel, sondern auch Gymnastik und gut für eine Wohnungskatze, die sonst nur faul auf den diversen Lieblingsplätzen rumliegt …
Er versteht das ganz sicher. Ich glaube, dass unsere Katzen unsere Sprache sehr schnell lernen 🙂
Das Anstarren und miauen findet hier bei uns auch statt. Luna kann es am besten und am lautesten. Amira ist etwas dezenter, und Tobias ganz leise, obwohl er der kräftigste ist. Nur Kritzi sagt nichts, weil sie nur Malzpaste aus der Tube liebt. Wenn ich aber „Leberwurst“ rufe, dann spurtet sie sofort zu mir. Kicher…..
„Leberwurst“ … das ist lustig!