Patient Moritz

Eine länge (Kranken)Geschichte
Also, zu dem Tierarzt in I. gehe ich nun definitiv nicht mehr. Mutmaßliche Horrordiagnosen und Fehldiagnosen. Und die aktuelle Geschichte geht so:

Vor ungefähr drei Jahren fiel mir auf, dass Moritz am Rückgrat sehr empfindlich ist. Vor allem in der Schwanzgegend. Wenn ich ihn dort anfasste, fauchte und murrte er. Oder er jammerte. Ich zum Tierarzt, denn wenn eine Katze jammert, hat sie war. Meistens Schmerzen.

Es war kurz vor Weihnachten 2010 (so lange ist das schon her!). Ich also mit Moritz zum Tierarzt in I. Abgetastet, festgestellt, dass Moritz meckert, aber ansonsten ratlos. „Röntgen bringt nichts“, meinte der Fachmann. Wieso nicht, hat er nicht erklärt.

Wochen später war ich wieder dort. „Moritz jammert immer noch“, sage ich. Moritz wird abgetastet, Tierarzt ratlos. „Vielleicht ne Prellung!“ Auf die Idee, Moritz zu röntgen kam er wieder nicht.

Monate später. Moritz jammert immer noch, wenn ich ihn an bestimmten Stellen anfasse.

Tierklinik Dießen. Dort wird er geröngt. Diagnose. Kompression der Wirbelsäule. Trauma! Ein Unfall vielleicht, oder irgendwo runtergefallen. Machen kann man da nichts.

So, das ist die Geschichte mit der Wirbelsäule. Nun kommt die Geschichte mit der Kralle an der linken Hinterpfote. Die hat er sich ja schon zweimal rausgerissen (ich habe darüber berichtet). War jedes Mal eine größere Geschichte: in Seifenlauge baden, mit Calendula behandeln, Arnica C200 und Phospor C 30 verabreichen. Kralle wuchs jedes Mal schön nach.

Weil ich Moritz‘ Pfoten aufgrund dieser Erfahrungen regelmäßig begutachte, stelle ich vor ein paar Tagen fest, dass dieses Mal die äußere Kralle der linken Hinterpfote (immer dieselbe Pfote!) zwar nicht rausgerissen, aber quer sitzt. Also nicht nach vorn raussteht, so wie es sich gehört, sindern auf der Zehe „liegt“. An der Wurzel der Kralle war geronnenes Blut zu sehen – innerhalb der Kralle. Die Zehe als solche war etwas dicker als normal und leicht gerötet, aber nicht entzündet. Zumindest war nichts zu sehen, und wenn ich daran herumdrückte, meckerte er zwar, aber nur ein bisschen.

So beobachtete ich seitdem jeden Tag die Kralle, sofern Herr Schwarzbär geruhte, nach Hause zu kommen. Wenn ich ihm draußen begegnete und auf ihn zuging (sehr langsam und bedächtig), raste er sofort mit großen Sprüngen von dannen. Wenn er rennt, ist von irgendwelchen Problemen nichts zu erkennen!

Ach ja, was mir auch noch aufgefallen ist, die vergangen Monate (es sind ja eigentlich schon Jahre): Wenn Moritz übers Dach zur Katzenleiter geht, sieht das immer so aus, als sei das Dach gefroren und rutschig. Er bewegt sich also sehr vorsichtig und tippelt nicht leichtfüßig wie Lili und Lieschen über die Ziegel, sondern stakst. Das fiel mir auf. Eine Idee für den Grund hatte ich nicht – bis heute.

Heute früh kam er vom Strawanzen nach Hause und legte sich in sein Körbchen. Ich holte die Taschenlampe und begutachtete die Zehe. Sah aus wie die vergangenen Tage.

Ein paar Stunden begutachtete ich die Zehe nochmal bei Tageslicht und drückte ein bisschen daran herum – da kam ein winziges Tröpfchen Flüssigkeit heraus. Aha, die Kralle tut nicht das, was ich hoffte, nämlich rausfallen, sondern entzündet sich doch. Ich die Tierheilpraktikerin angerufen.

Ich solle gleich mit ihm kommen, verlautbarte die Helferin nach kurzem Gespräch mit der THP. Heute sei OP-Tag. Einmal in der Woche ist in der THP-Praxis bei der OP-Tag, das heißt, eine „normale“ Tierärztin ist da und operiert die kleinen Patienten. Na, das war doch schon mal eine gute Nachricht. Denn ich vermutete jetzt schon, dass die Kralle operiert werden muss.

Richtig vermutet!

Moritz müsse in Narkose gelegt werden, denn die Kralle könne nicht einfach so rausgezogen werden, weil das scheußlich weh täte.

Ich bat dann noch darum, dass Moritz vor der Betäubung untersucht werden solle – und wies auf die Sache mit der empfindlichen Wirbelsäule hin.

Die Tierärztin tastete an Moritz herum, drückte behutsam die ganze Wirbelsäule entlang und kam zu dem Schluss: die gesamte Wirbelsäule ist ein Problem. Ãœberall hat er Schmerzen – und zwar deutlich! Ich sagte, dass Moritz diese Schmerzen offensichtlich schon sehr lange hat und vor etwas über einem Jahr geröngt worden sei – mit der Diagnose: Trauma.

Das sei wohl so, meinte die Tierärztin, denn wenn das Kerlchen schon so lange druckempfindlich sei, habe er wohl irgendwann einen kleinen Unfall erlebt – und seitdem das Wirbelsäulenproblem. Dass er sonst wie ein Wiesel draußen rumrennt, sei der Kompensierungsmöglichkeiten der Katzen zuzuschreiben. Und dass er übers Dach stakst, sei einfach den Schmerzen zuzuschreiben, die er bei bestimmten Bewegungen (SChrägstellung) habe. Und aller Wahrscheinlichkeit deshalb auch die ständig wiederkehrenden Verletzungen an der linken Pfote: beim Sprung über einen Zaun oder Ähnlichem habe er vermutlich solche Schmerzen, dass er die auch kompensieren will und als Folge mit der Pfote hängenbliebe. Das leuchtet mir ein. Denn was für einen Grund kann es sonst geben, dass er sich immer wieder dieselbe Pfote an fast derselben Stelle verletzt …

Zwischenbilanz:

Eben hat mich die THP angerufen. Moritz sei schon operiert, die Kralle entfernt und die Zehe gesäubert. Unter der Kralle habe es gar nicht gut ausgesehen, Moritz habe einen Verband und müsse die nächsten Tage in der Wohnung bleiben, denn wenn zum jetzigen Zustand Keime in die Wunde kämen, sei das gar nicht gut, bzw. sehr schlecht!

Außerdem habe die Tierärztin die gesamte Wirbelsäule gequaddelt (leicht narkotisiert), Schmerzmittel habe er auch schon bekommen.

Am späten Nachmittag hole ich meinen kleinen, tapferen Patienten wieder ab. Dann wird er zu Stubenarrest verdonnert, was er überhaupt nicht mag. Aber es bleibt nichts anderes übrig. Außerdem muss ich ihnm regelmäßig Schmerzmittel verabreichen (auch Antibiotika leider), und das kann ich nur, wenn er daheim ist. Und erfahrungsgemäß hat mein Schwarzbär nach einem Tierarztbesuch ein SEHR GUTES Gedächtnis. Was zur Folge hat, dass er es vorzieht, nicht nach Hause zu kommen. Man weiß ja nicht, was einen da erwartet – möglicherweise wieder so eine verhasste Fahrt zur Tierärztin …

Fortsetzung folgt

4 Kommentare

  1. oh, das tut mir aber leid. Der kleine Kerl hat aber auch Pech. Ich hoffe er ist jetzt wieder wohlversorgt zu Hause und schimpft nicht zu sehr, das er nicht nach draußen darf.
    Einen dicken Genesungsknuddler sendet Christiane.

    • Glücklich ist er über den Stubenarrest nicht. Eben hat er wieder wie verrückt an der Katzenklappe gerüttelt …

  2. da ist der arme Moitz echt nicht zu beneiden.
    Mit den Tierärzten erlebt man leider nicht nur Gutes. Das ging bestimmt schon jeden mal so!!!
    Ich kann mir vorstellen, dass er bei dem guten Wetter lieber nach draußen möchte. Hoffentlich hast du, liebe Renate, nicht zu viel Stress!!! Es wird sicher nicht so einfach werden.
    Ich hoffe, dass die Geschichte gut ausgeht und er bald wieder fit ist.

    Viele liebe Genesungswünsche an Moritz von

    Elke

    • Er ist sehr zerknirscht, liebe Elke, und hat sich in die hinterste Schmollecke zurückgezogen.
      Was ich auch verstehen kann … es herrscht wunderbarstes Frühlingswetter, und mein kleiner Schwarzbär muss drinnen bleiben. Folter!

      Ansonsten hält sich der Stress Gott sei Dank in Grenzen. Lili ist sowieso liebe da, wo ich bin. Und Lieschen hat gestern den Katzenkorb im Wohnzimmer entdeckt, daran geschnuppert und ist sofort geflüchtet. Vermutlich denkt sie, der Katzenkorb sei für sie gedacht … als Transportmittel zum Tierarzt. Gestern Abend war sie kurz da, hat was gefuttert und seitdem strawanzt sie. Ich muss also nicht dauernd Katze rein- und rauslassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert