FORL ist eine schmerzhafte Zahnerkrankung bei Katzen
Bei Rosso ist mir schon seit längerer Zeit aufgefallen, dass er beim Fressen den Kopf schief hält. Ich habe einen meiner Tierärzte (ich habe mehrere Tierärzte – je nach Wochentag und Gesundheitsproblem einen anderen) darauf angesprochen, er ist nicht darauf eingegangen. Was mal wieder ein Fehler war …
Dann ist mir noch aufgefallen, dass Rosso an zwei Backenzähnen stark ausgeprägten Zahnstein hat, der sich nach Entfernen blitzschnell wieder aufgebaut hat.
Da meine Haustierärztin im nächsten Dorf (keine 5 Fahrminuten von hier) keine Zahnbehandlung macht, bin ich mir Rosso zu Michael Rattenhuber gefahren, das ist der Tierarzt, der bei Moritz vor vielen Jahren am Samstagabend um 23.00 Uhr ein Heuschreckenbein aus dem Rachen entfernt hat.
Also hatte ich einen Termin, bei dem Rossos Mäulchen und seine Zähne genau angeschaut werden sollten.
In Rattenhubers Praxis gibt es eine neue Tierärztin, und die hat Rossos Zähne angeschaut und vermutet, dass er FORL hat.
FORL (feline odontoklastische resorptive Läsionen), ist eine sehr häufig vorkommende und schmerzhafte Zahnerkrankung bei Katzen.
Meine geliebte Lili hatte auch einen Zahn, der aufgrund von FORL gezogen werden musste. Erstaunlicherweise war es nur dieser eine Zahn …
Bei dem Termin wurde eine Zahnfleischentzündung festgestellt – die hat Rosso aber schon seit er ein kleines Kerlchen war.
Allerdings wurde auch ein Backenzahn entdeckt, der FORL-Anzeichen zeigte. Bei FORL löst sich der Zahn von unten (von der Wurzel her) auf. Das tut weh. Vermutlich tut es sogar sehr weh, aber Katzen haben ein sehr merkwürdiges Schmerzverhalten – sie zeigen Schmerz (oft) nicht. Bei Rossos Verhalten ist mir also nicht aufgefallen, dass er Zahnschmerzen haben könnte. Außer, dass er beim Fressen den Kopf schief hielt.
Kurz und gut: Es wurde ein OP-Termin für Rosso vereinbart. An diesem Tag sollten zuerst seine Zähne geröntgt werden, um festzustellen, ob er tatsächlich von FORL befallene Zähne und – und wenn ja, wie viele.
An einem frühen Dienstagmorgen fuhr ich mit Rosso also zum Tierarzt. Und vier Stunden später – ich hatte ein Buch dabei und habe in der Praxis gewartet – war Rosso vier Backenzähne los.
Daheim lag er schief und mit glasigem Blick im Korb, dann torkelte er auf schwankenden Beinchen durch die Wohnung und hat sich im Regal in meinem Arbeitszimmer von der langen OP erholt. Das arme Kerlchen …
FORL bei Katzen: Wenn sich die Zähne auflösen
FORL((Feline odontoklastische resorptive Läsionen) – diese vier Buchstaben stehen für eine schmerzhafte Zahnkrankheit, die viele Katzen betrifft, oft lange unbemerkt bleibt und schwer zu erkennen ist.
FORL führt dazu, dass sich die Zähne der Katze regelrecht auflösen – beginnend an der Zahnwurzel. Für Katzenhalter ist es deshalb wichtig, diese Krankheit zu verstehen, um ein Leiden frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen.
Was ist FORL genau?
FORL ist eine Zahnresorptionserkrankung bei Katzen. Dabei greifen sogenannte Odontoklasten – körpereigene Zellen – das Zahnhartgewebe an. Die Zähne werden regelrecht abgebaut. Zunächst geschieht das unterhalb des Zahnfleischsaums, meist an der Wurzel. Im weiteren Verlauf kann der Defekt bis zur Zahnkrone vordringen, wodurch der Zahn instabil wird oder sogar abbricht.
Die genaue Ursache für FORL ist bislang nicht wirklich geklärt. Es wird vermutet, dass Immunprozesse, genetische Faktoren oder chronische Entzündungen im Maulraum eine Rolle spielen. Auch der Einfluss von Futter und Umwelt wird diskutiert.
Hinweis: Rosso bekommt nur Qualitätsfutter.
Symptome: FORL erkennen
FORL verläuft oft lange ohne offensichtliche Anzeichen. Katzen sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Dennoch gibt es einige Warnsignale:
- Unwilligkeit, Trockenfutter zu fressen (Hinweis: Rosso liebte und liebt Trockenfutter, bekommt aber nur eine kleine Handvoll Körnchen am Tag.)
- Kauen auf nur einer Seite oder plötzliches Fallenlassen von Futter
- Übermäßiges Speicheln, evtl. mit Blutbeimengungen
- Mundgeruch
- Rückzug oder Aggressivität beim Berühren des Kopfes
- „Zucken“ beim Fressen oder auffälliges Maulreiben
In fortgeschrittenen Fällen sind die Zähne sichtbar beschädigt oder es sind rote, entzündliche Stellen am Zahnfleisch erkennbar.
Hinweis: Rosso hat seit vielen Jahren einen geröteten Zahnfleischrand.
Diagnose: Nur mit Röntgen wirklich sichtbar
Da FORL meist unterhalb des Zahnfleischs beginnt, ist die Krankheit bei einer normalen Sichtuntersuchung oft nicht erkennbar. Eine Dental-Röntgenaufnahme unter Narkose ist in der Regel notwendig, um die betroffenen Zähne eindeutig zu diagnostizieren. Viele Tierärzte entdecken FORL erst im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung oder bei einer Untersuchung wegen anderer Probleme.
Behandlung: Ziehen ist oft die einzige Lösung
Leider ist FORL nicht heilbar. Sobald ein Zahn betroffen ist, muss er in der Regel entfernt werden. Die Extraktion betroffener Zähne ist derzeit die einzige wirksame Maßnahme, um der Katze Schmerzen zu nehmen und eine Ausbreitung zu verhindern. Wichtig: Auch wenn ein Zahn von außen noch intakt wirkt, kann er bereits innerlich zerstört sein – ein Grund mehr für das Röntgen.
Nach der Zahnextraktion erholen sich die meisten Katzen erstaunlich schnell und zeigen oft ein deutlich besseres Verhalten – als hätten sie jahrelang stille Schmerzen ertragen.
Vorbeugung und Nachsorge
Eine echte Vorbeugung gibt es nicht, da die Ursachen für FORL – wie schon geschrieben – nicht genau bekannt sind. Dennoch helfen folgende Maßnahmen:
- regelmäßige zahnärztliche Kontrollen (mind. 1x jährlich)
- Beobachtung des Fressverhaltens und der Mundhygiene
- professionelle Zahnreinigungen beim Tierarzt
- gute Maulhygiene, z.?B. Zähneputzen (sofern möglich)
Nach einer FORL-Behandlung ist es wichtig, die Katze regelmäßig kontrollieren zu lassen, denn auch andere Zähne können im Laufe der Zeit betroffen sein.
Zusammenfassung
FORL ist eine schmerzhafte und tückische Zahnerkrankung bei Katzen, die oft unentdeckt bleibt. Frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung sind entscheidend, um das Leiden zu lindern. Ein aufmerksamer Blick auf das Verhalten Ihrer Katze und regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind der beste Schutz.
Tipp: Wenn Ihre Katze merkwürdig frisst, plötzlich zurückhaltend wird oder Mundgeruch entwickelt, lassen Sie es abklären – lieber einmal zu viel als zu wenig. FORL ist behandelbar (durch Zähneziehen) – aber nur, wenn man sie erkennt.
PS: Bei dem OP-Termin wurde auch Rossos Blut untersucht. Ergebnis: Seine Blutwerte sind top! Auch seine Nierenwerte. Was bestimmt damit zu tun hat, dass ich ihm Katzensuppe serviere, ihm also jeden Tag 200 ml Wasser unter sein Futter mische.