Moritz ist ein sehr reinlicher Kater – vielleicht deshalb, weil er immer so verschmutzt von seinen Ausflügen heim kommt. Dann ist erstmal Putzen angesagt. Ausgiebiges Putzen!
Seit mehr als einer Woche fällt mir auf, dass er noch intensiver putzt als vorher, zwischendurch im Fell „nestelt“, teilweise hektisch durchs Zimmer rennt und wieder putzt, da und dort, an den Pfoten, am Bauch, an den Ohren, an den Schenkeln – also nicht nur an bestimmten Stellen, sondern überall.
Anruf bei der THP. Diagnose: Herbstmilben vermutlich.
Ich nach Herbstmilben gegoogelt – und, ja, den Anzeichen nach hat Moritz Herbstmilben. Die sind nicht schädlich, jucken aber unangenehm. Ich die Öhrchen untersucht – orangefarbene Ablagerungen. Milben!
Ich nach Abhilfe gegoogelt und katzengeeignetes Shampoo und Spray gefunden. Bestellt!
In den letzten Tagen war der Herr Schwarzbär wieder viel aushäusig, ich konnte sein Putzverhalten also nicht beobachten. Doch gestern kam er heim – mitten in der Nacht. Er sprang aufs Bett, hockte sich neben mich … und putzte sich. Wollte überhaupt nicht mehr aufhören damit.
Ich schnappte ihn mir (mitten in der Nacht!), trug ihn ins Bad, ließ warmes Wasser in die Wanne laufen und stellte den kleinen Kerl rein. Das fand er natürlich überhaupt nicht lustig und begann zu empört zu miauen. Ich versuchte ihn zu beruhigen, was nur teilweise gelang. Während er laut jammerte, befeuchtete ich sein Fell mit warmem Wasser, trug das Shampoo auf und schäumte das Fell ein. Moritz jammerte immer lauter! Ich schäumte das Fell von allen Seiten, schäumte Köpfchen und Pfoten behutsam ein, und Moritz versuchte immer wieder panisch, die Wanne zu verlassen. Was ich zu verhindern wusste.
Als ich meiner Meinung nach genug geschäumt hatte, wusch ich das Shampoo mit einem breiten, warmen Duschstrahl aus dem Fell – und Moritz jammerte jetzt nicht mehr, sondern schrie. So laut er konnte! Es war drei Uhr nachts und vermutlich dachten die Nachbarn, ich quäle meinen Kater. Was ich ja eigentlich auch tat. Und er tat mir so leid, mein kleiner, pitschnasser Schwarzbär. Er sah bemitleidenswert aus und hörte sich ebenso an.
Nach getaner Fellwäsche ließ ich ihn aus der Wanne springen und frottierte ihn ab. Gott sei Dank hörte er sofort auf zu schreien. Zwei Badtücher habe ich gebraucht, dann war er einigermaßen vom Wasser befreit.
Ich verschloss die Katzenklappe, denn durch die wäre er wahrscheinlich sofort geflüchtet. Das wollte ich aber nicht, schließlich war er von Kopf bis Fuß feucht, und draußen war es kalt. Katzen können sich auch erkälten!
Ich trug ihn ins Schlafzimmer, wo er sofort mit intensiven Trocknungsarbeiten begann und danach unterm Bett verschwand. Er unterm Bett, ich aufm Bett.
Nach einer Weile legte ich mich nebens Bett und streichelte sein Köpfchen, das er bereits wieder vertrauensvoll in meine Hand drückte. Er war mir nicht mehr böse!
Ich legte mich wieder aufs Bett und knipste das Licht aus. Im Dunkeln sah ich meinen verstörten, verängstigten, pitschnassen Kater vor mir, wie er panisch aus der Wanne flüchten wollte. Ich spürte seine Angst und seine Verzweiflung, und ein ganz tiefes, zärtliches Gefühl zog durch meinen Bauch.
Eine Viertelstunde später sprang das Kerlchen dann auf mein Bett, stand kurz auf meinen Beinen und tippelte dann zu meinem Kopf. Ich lüpfte die Decke, und er schlüpfte drunter. Er legte sich neben meinen Oberkörper, machte mit spitzen Krallen den Milchtritt an meinem Oberarm und leckte mir die Ellbeuge ab. Er hatte mir endgültig verziehen!
Mit der linken Hand streichelte ich sein feuchtes Köpfchen und flüsterte ihm immer wieder ins Ohr: „Ich liebe dich, Moritzelchen“.
Moritz schnurrte und ich lächelte glücklich ins Dunkel.
Heute früh war er wieder völlig trocken, putzte in angemessener Zeit sein wohlriechendes Fell, nahm ein kleines Frühstück zu sich, machte eine kleine Rast auf der Terassenbrüstung und marschierte dann übers Dach wieder davon.
Und ich hoffe jetzt, mit der nächtlichen Tortur die Quälgeister nachhaltig vernichtet zu haben …
P. S.: Mit Lili oder Lieschen wäre eine Fellwäsche völlig unmöglich! Das ginge nur mit Vollnarkose.
Wahnsinn, was für eine Aktion!
Und bist du jetzt im Bett und holst deinen Schlaf nach?
😉
Der Schwarzbär war übrigens die ganze Nacht aushäusig. Aber jetzt liegt er wieder in meinem Bett – riecht immer noch gut nach dem Shampoo.
Mit meiner Bande wäre so ne Fellwäsche auch unmöglich. Die zwei Großen reagieren schon ungehalten, wenn ich mal deren Fellhose sauber machen muss.
LG
Marlene
Ach Du meine Güte, Katerwäsche bei Nacht. Minnie hat zwar als kleine Katze sehr gern auf dem Badewannenrand gesessen, wenn jemand gebadet hat, aber nachdem er einmal abgerutscht und reingefallen ist, hatte sich diese Vorliebe schnell erledigt. Moritz ist echt tapfer, Hut ab …