Stubenarrest

Leider hat dieses Mal die homöopathische Behandlung nicht gefruchtet. Moritz humpelte von Tag zu Tag mehr und die Zehe sah entzündet aus. Ich holte ein Antibiotikum von der Tierärztin. Das verabreichte ich ihm am Donnerstag und in der Nacht auf Freitag kam der Herr Schwarzbär am frühen Morgen nach Hause und ich konnte ihm die zweite von sechs Tabletten verabreichen.

Frischkäse mit Tablette
Am Freitag Vormittag verabschiedete sich Moritz und war den ganzen Tag und die nächste Nacht nicht zu sehen. Am Samstag gegen 10.00 Uhr suchte ich ihn im Garten (mit Tablette und Frischkäseschachtel) und fand ihn im Nachbargarten, wo er es sich auf einer Laubunterlage bequem gemacht hatte. Ich kletterte über den Maschendrahtzaun, und hoffte darauf, dass er sich nicht – wie gewohnt – aus dem Staub macht. Denn erstens ist Moritz grundsätzlich blitzschnell und außerdem kann ich nicht in Sträucher hineinklettern.

Busch

Selbst wenn ich es versuchte, wäre mein Kater schon im nächsten Garten.

Zaun

Also er lag auf dem Laub, schaute mir trübe entgegen, ich drückte die Tablette in ein Stückchen Frischkäse – und Moritz schluckte alles brav. Sein Pfötchen sah nicht besonders gut aus, aber auch nicht besonders schlimm und ich hoffte auf die Wirkung des Antibiotikums.

Wieder über den Zaun
Den ganzen Samstag und die Nacht zum Sonntag ließ mein Kater sich wieder nicht blicken. Also ich am Sonntag Morgen mit Tablette und Frischkäse bewaffnet wieder in den Garten. Kein Kater weit und breit. Mein Pfeifen brachte ihn auch nicht zum Vorschein. Mist! Am frühen Nachmittag ging ich erneut in den Garten und entdeckte ihn wieder auf der Laubunterlage im Nachbargarten. Wieder hoffte ich, dass er liegenblieb und kletterte wieder über den Zaun (und hoffte, dass ich nicht hängen blieb, denn meine Beine sind nicht so lang wie der Zaun hoch ist).

Ich schaffte es erneut, ging vorsichtig auf Moritz zu – erstaunlicherweise blieb er liegen. Ich untersuchte die Pfote – und die Zehe sah schrecklich aus! Die Haut war am oberen Drittel rundherum eingerissen und die Schwellung hatte sie nach oben geschoben, und rundum hatte sie einen schwarzen Rand. Darunter kam bloßes Fleisch empor. Tierklinik war angesagt – weil ja Sonntag war und weder Tierärztin noch THP zu erreichen waren. ABER: Wie sollte ich Moritz über den Zaun transportieren? Ich kam ja schon allein kaum drüber, geschweige denn mit Kater im Arm. Mit Kater, der nicht im Arm liegen bleiben, sondern sich schleunigst aus dem Staub machen möchte!

Maschendrahtzaun Nr. 2
Ich hielt ihn fest und beschloss, einen anderen Weg zu nehmen und zwar den über einen Maschendrahtzaun zum anderen Nachbargarten. Denn der war ein einer Stelle runtergedrückt und ich konnte einigermaßen drüber steigen. So, erste Hemmschwelle gemeistert. Doch wie kam ich jetzt wieder in unseren Garten – mit dem widerspenstigen und schreienden Moritz im Arm? Ich hielt ihn so fest ich konnte und erinnerte mich an eine andere Stelle im Zaun, wo vor zwei Jahren ein dicker Baum drauf gefallen war und ihn runtergedrückt hatte. Ich schaffte es, auch über diesen Zaun zu klettern.

Wo ist der Hausschlüssel?
Ich trug Moritz zur Haustür und stellte fest, dass der Schlüssel nicht in meiner Hosentasche steckte. Ach ja, ich hatte ihn vor der ersten Zaunkletterei irgendwo ins Gras gelegt. Aber wo? Gott sei Dank ist mein Gedächtnis hervorragend und ich fand den Schlüssel. Und das alles mit dem schreienden Moritz im Arm …

Nekrose
Langer Rede kurzer Sinn: eine halbe Stunde später war ich mit Moritz in der Tierklinik und die Ärztin stellte fest, dass die hochgeschobene Haut am Moritz‘ Zehe bereits nekrotisch war. Sie entfernte die nekrotische Haut kurz entschlossen und Moritz gab keinen Pieps von sich. So ein braves Kerlchen!!!

Patient Moritz
Die entzündete und hautlose Zehe wurde versorgt, bekam einen Verband und ein Söckchen übergestülpt und festgeklebt und ich fuhr mit meinem Moritzchen wieder nach Hause.

Dort angekommen, verschloss ich die Katzenklappe, schleppte das Katzenklo aus dem Keller, gab Moritz was zu Futtern, und setzte mich dann in mein Arbeitszimmer.

Verband

Ab und zu hörte ich den pelzigen Patienten jammern und hoffte, dass er sich auf seinen Rückzugsplatz unters Bett legen würde – auf sein Kissen, auf dem er sich gern niederlässt, wenn er seine Ruhe haben möchte.

Wo ist Moritz?
Nach einer Weile wollte ich nach ihm schauen und ihn ein bisschen trösten. Doch ich fand ihn nicht. Ich schaute von allen Seiten unters Bett (dort hat es vier „Höhlen“). Kein Moritz. Ich schaute unters Sofa, ins Regal, hinter die Vorhänge, in den Schrank, hinters Sideboard – kein Moritz. Das gibt’s doch nicht! Die Katzenklappe war definitiv verschlossen. Durch die konnte er nicht entwischt sein. Wohnungstür und Terrassentür waren ebenfalls verschlossen. WO WAR MORITZ? War er doch in einem unbeobachteten Moment durch die Terrassentür geflitzt, unbemerkt von mir, als ich Futter aus dem Kabäuschen geholt hatte? Mir wurde heiß und kalt! War er draußen, würde er sich über kurz oder lang den Verband von der Pfote ziehen und dann würde die hautlose Zehe Schmutz und Dreck ausgesetzt sein … aber irgendwie konnte ich nicht glauben, dass er es nach draußen geschafft hatte. Ich holte die Taschenlampe.

Gefunden!
Mit der Lampe leuchte ich in alle Ecken und dann entdeckte ich ihn plötzlich. Er hockte in der wirklich hintersten Ecke – oben in der Galerie, in einem Regal. Mir fiel ein Stein vom Herzen!

Jede halbe Stunde ging ich nach oben und streichelte sein Köpfchen. Der arme Kerl, er hatte bestimmt Schmerzen.
Am späteren Nachmittag legte er sich dann auf seinen Lieblingsplatz – einen speziell für ihn ausrangierten Wollkorb.

Korb

Dort lag er dann den Abend über und während der Nacht kam er dann zu mir ins Bett und wir kuschelten eine Runde miteinander.

Mometan liegt er wieder unterm Bett und in einer Stunde fahre ich mit ihm zur THP – zum Verbandswechsel und damit einhergehender Wundversorgung.

Vermutlich ist die ganze Woche Stubenarrest angesagt, denn die Haut an der verletzten Zehe muss sich ja neu bilden, und das dauert bestimmt einige Tage. Ach Moritzchen … du oller Strawanzer.

10 Kommentare

  1. Na wie immer am Wochenende!!!
    Es ist immer so! Deshalb haben wir alles an Medikamenten hier, was Katzen im Notfall brauchen.
    Wie lange hast du in der Tierklinik gewartet?
    Man, man arme Renate. Was für eine Aufregung. Ob Moritz das zu schätzen weiss 😉 … Unsere Fellnäschen!
    Ich habe schon oft solche Situationen erlebt, war so etwas von panisch und ängstlich. Was wird, vor allem wenn die Tierchen nicht wieder kommen … Manche kulen sich ein. ABER! Ich hatte schon mehrfach die Situation, dass Nachbarkatzen hier saßen und offensichtlich ein riesen Problem hatten und nicht mehr weichen wollten. So nach dem Motto: mach endlich was, mir geht es schlecht! Sonst Kratzbürsten ohne Ende! Sie ließen sich ganz lieb einsammeln und ich habe sie dann zu TA gebracht. Das einzige Problem war die Nachsorge, weil ich die Besitzer nicht kannte. Aber da gibt es ja Depotspritzen …
    Renate, ich drücke die Daumen! Vielleicht lernt er ja mal irgendwann etwas dazu.

    • In der Tierklinik musste ich gar nicht warten. War Sonntag und die Ärztin hat extra auf uns gewartet.
      Der Verband wurde übrigens gestern nicht gewechselt, sondern entfernt. Wunde heilt besser, sagt die THP. Und: Recht hat sie. Heute sieht die Verletzung deutlich besser aus! Aber Moritz hat noch zwei Tage Hausarrest. Mindestens … Mittlerweile hat er sich sogar schon daran gewöhnt. Ach, abgesehen von seinen immer wieder kehrenden Verletzungen ist er ein extrem pflegeleichtes und liebes Kerlchen! Gestern bei der Behandlung hat er sich immer wieder an mich gekuschelt und unter meiner Jacke versteckt.

  2. Diese Socke, lieber Moritz, also diese Socke …
    finde ich seehr catstyle!
    (Der Kater von Welt trägt heutzutage maßgeschneidert. Was sonst?)
    Prrrt.
    Gute Besserung.
    >°.°<

    • Vielen Dank, liebe Ginivra, leider wurde mir die Socke gestern schon wieder entwendet. Die Fachfrau (THP) meint, so eine Verletzung heile besser ohne Verband. Nun ist meine Zehe wieder nackt. Aber ich muss sagen, sie sieht heute deutlich besser aus als gestern. Ich bekomme nun wieder Globuli.

      Im Vertrauen erzählt: Schwester Renate ist ein Weichei. Gestern in der Praxis bei der Behandlung meiner Zehe wäre sie doch beinahe umgekippt. Ihr wurde schwummerig, kalter Schweiß brach ihr aus und in letzter Sekunde konnte sie THP sie auf den Fußboden betten. Dort bekam sie ein Kissen untern Kopf und ein Glas Wasser verabreicht. War übrigens nicht das erste Mal, habe ich mir sagen lassen.
      Aber ansonsten ist sie ziemlich in Ordnung und so ne sensible Seele hat auch ihr Gutes. Wer weiß, was passiert wäre, wenn sie mein Humpeln, und dadurch die Verletzung nicht entdeckt hätte. Offen gestanden hatte ich ziemlich Schmerzen. Aber die sind jetzt deutlich besser. Auch wenn mir der Stubenarrest gar nicht gefällt. Aber Schmusen mit Schwester Renate im Bett hat auch seine Vorteile …
      Liebe Grüße – Moritz

  3. Lieber Moritz, auch von uns gute Besserung und sieh es mal so: Hausarrest kann wunderschön sein, da hast Du Renate ganz nah zum Kuscheln und Schmusen und dann heilt die Zehe auch viel,viel schneller.
    Ganz liebe Grüße und auch an „Schwester Renate“ ein kräftiges Danke, das sie sich so um Dich sorgt. Was machen den Lili und Lieschen? Kommen sie wenigstens mal zu bemuttern zu Dir?
    Deine Christiane mit Lady, Maxel und Günter.

    • Lili und Lieschen sind irritiert über Moritz‘ ständige Anwesenheit. Und Moritz hat sich in sein Schicksal gefügt. Versucht kaum noch, an der Katzenklappe zu klappern, sondern liegt nun zufrieden in meinem Bett unter der Decke und schläft die ganze Zeit.

      Liebe Grüße – Renate

  4. Oh nein – böse hört sich das an. Hoffentlich heilt es schnell und Moritz hat nicht zu dolle Aua. Stubenarrest findet er bestimmt auch nicht so toll. Die Socke ist aber fesch.
    Schnurrer Engel und Teufel

  5. Oje, was hab ich denn da schon wieder verpasst? Moritz du machst aber auch Sachen… Gut, dass es dem Pfötchen nun wieder besser geht!

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