Der Stress geht weiter

Rosso lag nach wie vor jeden Wochentag von morgens halbacht bis abends sechs Uhr in der Badewanne. Mittlerweile wartete er gar nicht mehr auf die ersten Geräusche – seine innere Uhr leitete ihn eine halbe Stunde bevor die Handerker auftauchten schon ins Bad.

Köpfchen oder Bäuchlein kraulen auf meinem Schreibtisch war nur noch am Wochenende möglich. Deshalb ging ich mindestens einmal pro Stunde ins Bad, um mein Rosinchen zu streicheln, ihm gut zuzureden und immer wieder zu versichern, dass der Stress bald ein Ende hat.

Er glaubte mir nicht.

Dafür sprang er jeden Abend auf die Brüstung, um nach den Neuigkeiten auf dem Dach zu schauen.

Geheuer war ihm das alles nicht, und seine Erkundungsausflüge dauerten nur kurz. Dann hüpfte er wieder vom Dach und tippelte in die Wohnung – dort fühlte er sich sicherer als auf dem sich täglich verändernden Dach mit den stets neuen Gerüchen. Katzen mögen keine Veränderungen!

Am Wochenende dann konnte er sich erholen, und das machte er gern auf dem Terrassentisch.

Beim Einbau der neuen Dachfenster hatte ein Handwerker die Rigipsplatte beim Dachfenster aufgesägt – ohne Staubsauger! Kein Mensch kann sich vorstellen, wie es in meinem Obergeschoss aussah. Alles komplett mit Rigipsstaub bepudert! ALLES! Ich war vielleicht sauer …

Natürlich war auch das Bett in Mitleidenschaft gezogen, und ich konnte die gesamte Bettwäsche waschen. Das hat Rosso gefallen, denn so konnte er es sich hinter den aufgehängten Laken gemütlich machen. Höhlenatmosphäre!

Dabei machte er dann wieder einen relativ entspannten Eindruck. Aber: Hin und wieder hustete er.
Anfangs maß ich dem wenig Bedeutung bei, aber als er immer wieder hustete, bekann ich mir Sorgen zu machen und wollte der Sache auf den Grund gehen.

Ich recherchierte im Internet und fand dort verschiedene Ursachen für den Husten. U. a. könnte sich ein Grashalm in seinen Rachen gebohrt haben. Um das herauszufinden, muss man evtl. röntgen. Meine von mir sehr geschätzte Haustierärztin hat aber kein Röntgengerät, so fuhr ich mit Rosso zu dem Tierarzt, der seinerzeit Moritz von seinem Heuschreckenbein befreit hatte.

Zwei Stunden war ich über 400 Euro los, denn der Arzt hatte eine Endoskopie durchgeführt. Dabei hat er zwar keinen Grashalm gefunden, aber eine leicht entzündete Stelle an der Luftröhre gefunden. Ob das die tatsächliche Ursache für den Husten sei, könne er aber nicht sagen.

Dann erzählte ich dem Arzt von dem Stress, dem Rosso seit Anfang Juli ausgesetzt war, und fragte, ob der möglicherweise die Entzündung unterstützt haben könnte.

Durchaus möglich, meinte der Arzt.

Vorsichtshalber hatte er auch noch eine Gewebeprobe entnommen, um sie pathologisch untersuchen zu lassen.

Also abwarten. Noch wenige Tage, und auch auf dem Dach wäre wieder Ruhe.

Meinen roten Liebling beobachtete ich mit Argusaugen und versorgte ihn täglich mit Hustensaft. Gottseidank war sein Verhalten sonst normal – er war guter Laune (am Wochenende) und hatte Appetit.
Nur eines machte er nicht mehr: Er schlief nachts nicht mehr bei mir im Bett und das morgendliche Kuscheln fiel demzufolge auch aus.

Rosso war durch diesen Lärm/Krach/Dreck auf dem Dach und mittlerweile auch auf meiner Terrasse traumatisiert. Daran besteht für mich nicht der geringste Zweifel.


Fotsetzung folgt

5 Kommentare

    • Oh ja, meine geliebte Lili. Sie war auch ein ganz wunderbares Persönchen. Und wo sie überall lag … im noch so kleinsten Karton fand sie (bequem?) Platz.

  1. Wenn man deinen Bericht so liest, muss der Lärm Rosso ziemlich zugesetzt haben.
    Es stimmt, Katzen sind „Gewohnheitstiere“ und mögen keine Veränderungen.
    Ich hoffe sehr, dass es dem armen so gestressten Rosso in der Zwischenzeit wieder besser
    geht. Sind eure Dacharbeiten denn nun endlich beendet?

    Liebe Grüße von
    Elke

    • Die Dacharbeiten sind seit 4 Wochen beendet, und allmählich kommt auch mein Rotbärchen wieder in gewohnte Bahnen. Momentan liegt er auf der Terrasse auf einem Stuhl unterm Sonnenschirm und schläft.
      Ich liebe ihn soooo sehr!

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