Katze als Spielzeug?

Vor ein paar Stunden hat Verena, eine Frau aus der Nachbarschaft, an meiner Tür geklingelt. Ihr sei eine Katze zugelaufen, sagte sie ziemlich ratlos. Und die Sache war so abgelaufen. Vor ein paar Tagen lag sie spät abends im Bett, als sie ein lautes Miauen und Rattern hörte. Sie sprang aus dem Bett und rannte ins Wohnzimmer. Was sah sie dort? In der Fliegengitter-Tür hing an allen Vieren eine junge Katze und jammerte gottserbärmlich.

Vorsichtig öffnete Verena die Tür und ließ das Kätzchen rein. Es war sehr zutraulich und tippelte gleich in der Wohnung rum. Nachdem die kleine Katze alles erkundet hatte, hopste sie auf Verenas Bett und hat dort die Nacht verbracht – ganz nah an Verena gekuschelt. Am nächsten Morgen machte sie sich wieder auf die Socken, stand aber wenige Stunden später wieder auf dem fast ebenerdigen Balkon. Seitdem ist sie täglich bei Verena, bekommt was zu fressen und schläft entweder im Bett oder auf dem Balkon.

Vorhin ist Verena in der gesamten Nachbarschaft rumgelaufen und hat gefragt, ob irgendwo ein Kätzchen entlaufen sei, und dabei hat sie erfahren, dass das ihr zugelaufene Kätzchen einer jungen Frau gehört. Die habe ein kleines Kind und die Katze sei dessen Spielzeug. Aber nur draußen im Garten, denn die Katze dürfe nicht in die Wohnung (!).

Verena hat den Nachbarn ihre Adresse hinterlassen und ist wieder nach Hause gegangen. Dort wartete die kleine Katze bereits – sie lag im Liegestuhl auf dem Balkon und freute sich, Verena wiederzusehen, denn sie stand sofort, rannte auf sie zu und strich ihr um die Beine.

kaetzchen

Verena, die gerade mal 70 Meter Luftlinie entfernt wohnt, rief mich an, und ich machte mich auf den Weg zu ihr. Kaum war ich in der Wohnung, kam auch schon das Kätzchen angetippelt. Es war ausgesprochen zutraulich und verspielt. Dann legte es sich auf die Bank auf dem Balkon, putzte sich und hielt dann ein Schläfchen.

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Verena und ich unterhielten uns und natürlich sprachen wir auch über die Katze, die sich augenscheinlich sehr wohlfühlte, und ich sagte zu Verena: „Diese Katze hat dich ausgesucht, das sieht man ganz deutlich. Denn eine Katze, die nur auf Besuch und zum Fressen kommt, verhält sich deutlich anders und ist auch nicht so zutraulich.“ Mittlerweile hatte das Kätzchen es sich nämlich hinter Verena auf dem Liegestuhl bequem gemacht und lag dort – lang ausgestreckt und mit sichtlichem Wohlbehagen.

Nach einer Weile klingelte es an der Haustür, ich hörte Gemurmel, und nach einer weiteren Weile kam Verena mit einer jungen Frau rein, mit Kleinkind an der Hand. Die Besitzerin der Katze.

Dann stellte sich heraus, dass sie einige Tage verreist war und nach ihrer Rückkehr die Katze vermisst hatte. Tja, die Katze hat aus der Not eine Tugend gemacht, und sich einen neuen Platz gesucht. Das wollten Verena und ich der jungen Frau erklären, das hat die aber nicht interessiert. Schließlich fragte ich, ob sie (die Frau) normalerweise Zuhause sei. „Teilweise“, war die Antwort. Aha, das Kätzchen ist vermutlich ständig allein und hat sich demzufolge und verständlicherweise eine Alternative gesucht. Man könne es doch vielleicht so machen, dass man der Katze die Entscheidung überlasse, wo sie leben wolle, meinte Verena. Davon wollte die junge Frau nichts wissen und sagte: „Die Katze gehört meiner Tochter“. Diese Tochter ist – wie gesagt – maximal zweieinhalb Jahre und trägt noch Windeln.

Von Wiedersehensfreude auf Seite der Katze war übrigens nichts zu spüren, denn sie rannte weder auf die Frau noch auf das Kind zu, sondern rannte weg. Das Kind wackelte laut rufend hinterher. Bei der Katzenbesitzerin selbst war von Freude und Erleichterung auch nichts zu spüren, sondern eher Schuldbewusstsein und mühsam unterdrückte Aggressivität.

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Die Frau hat sich dann die Katze geschnappt und ist gegangen. Und ich habe mit Verena gewettet, dass die Katze heute Nachmittag wieder bei ihr auftauchen würde. Es sei denn, sie sei eingesperrt.

Wir werden die Sache nun beobachten und, falls nötig, weitere Maßnahmen einleiten. Denn eine Katze ist kein Spielzeug für ein Windelkind, und aus der Wohnung sollte sie auch nicht verbannt werden. Und tagelang allein lassen, ohne dass man dafür sorgt, dass sich Nachbarn oder Freunde in dieser Zeit um sie kümmert, sollte man eine Katze auch nicht. Erst recht nicht, wenn sie nicht mal ausgewachsen ist, denn das Kätzchen dürfte so um die zehn bis elf Monate sein …

9 Kommentare

  1. auch ich,liebe Renate, bin der Meinung das sich das Kätzchen ein neues Zuhause bei Deiner Nachbarin gesucht hat und auch wieder zu ihr kommt. Was ist das für ein Mensch, der für ein Kleinkind ein lebendiges Spielzeug besorgt, es aber aussperrt und sich tagelang nicht darum kümmert und dann noch Ansprüche stellt. Die Katze ist da doch nicht glücklich und hat sich deshalb nach einer neuen Bleibe umgeschaut. Du und ich haben es ja auch schon erlebt. Ich muß immer bei solchen Geschichten an unsere Mausi denken bzw. Deine Lili. Bin gespannt was Du zu berichten hast und ich drücke beide Däumchen für die süße Mieze, das es für sie gut ausgeht und sie bei Deiner Nachbarin ein neues, gutes Zuhause findet. Liebe Grüße aus dem sommerlichen Bergischen, wo es jetzt draußen noch 28°C hat und auch für die nächsten Tage kein Regen prophezeit wird, den wir eigentlich dringend für die Natur benötigen. Ich habe mir eine Sommergrippe eingefangen mit Husten und Heiserkeit, macht bei dem Wetter nicht besonders Spaß. Aber da muß ich jetzt durch.
    Christiane mit dem Rest.

    • Gute Besserung, liebe Christiane!

      Bis heute Mittag ist das Kätzchen bei Verena noch nicht wieder aufgetaucht. Es kann natürlich sein, dass es eingesperrt ist.

      Liebe Grüße – Renate

  2. Ich kann über diese dumme Frau nur den Kopf schütteln.
    Das Kätzchen ist doch ein lebendiges Wesen und kein Spielzeug für ein kleines
    Kind. Das Kätzchen tut mir unendlich leid. Die Frau kümmert sich gar nicht um das
    Kätzchen, warum nimmt sie sich dann ein Tier mit nach Hause. Ich hoffe, dass ihr da was machen könnt und das niedliche Kätzchen vor dieser schlimmen Frau geschützt werden kann.
    Was sind das nur für Menschen, nur mit Menschenhaut überzogen!!!
    Bei deiner Nachbarin kann sie Katze sein und wird nicht als Spielzeug mißbraucht.
    Ich könnte aus der Haut fahren, wenn ich von solchen schlimmen Geschichten von diesen
    armen, hilflosen Wesen erfahre.

    Liebe Grüße von
    Elke

    • Ja, liebe Elke, ich musste mich gestern mittag auch gewaltig zurückhalten, um die Frau nicht zu fragen, ob sie eigentlich noch alle Tassen im Schrank hat: Katze als Spielzeug für ein Kleinkind und dann tagelang wegfahren und die kleine Katze völlig allein lassen. Und sich dann auch noch wundern, dass das Kätzchen nicht vor der Tür sitzt und wartet.
      Die Dummheit der Menschen ist grenzenlos! Zum Kotzen … denn die Tiere leiden darunter.

  3. Ich kann zu dieser Geschichte nicht viel sagen, außer das dies ja wohl die Höhe ist. Der jungen Frau gehört die Katze abgenommen. Wo gibt es denn so was? Tiere sind keine Spielzeuge, Tiere sind Lebewesen. Bei Verena wäre dieses süße Fellbündel in besseren Händen denke ich. Wie kann man sein Tier komplett aus der Wohnung verbannen? So etwas darf eigentlich nicht geduldet werden. Ich glaube, es sollten Maßnahmen zum Schutz des Tieres eingeleitet werden. Ich bin gerade sprachlos über das Verhalten der jungen Besitzerin der Katze.

    LG
    Malina!

  4. Renate, gibt es etwas Neues ? Ich hoffe, es wird zum Besten für die kleine Katze ausgehen. Soll die junge Mutter doch eine Stoffkatze für ihr Kind kaufen, da fährt sie doch viel besser mit. Keine Futterkosten, kein Tierarzt, keine Probleme, wenn sie nicht zu Hause ist etc. etc. etc.
    Liebe Grüße von uns aus dem etwas kühleren Bergischen, aber Regen haben wir bis heute noch nicht einen Tropfen gehabt, der Garten muß aus der Tonne und wenn die leer ist, mit Leitungswasser gegossen werden.
    Dir ein schönes Wochenende
    Christiane mit dem Rest.

    • Liebe Christiane, nein, nichts Neues vom Kätzchen.
      Hier hat es vorgestern zwei Stunden geregnet – das war gut für die Natur. Heute ist es bewölkt und angenehm kühl.
      Liebe Grüße – Renate

  5. Meine Bekannte war neulich mal beim Kätzchen zuhause, und es lief vergnügt im Garten rum. Hoffen wir also das Beste!

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