Das ist die kleine Geschichte von unserem Bertl (Berti). Sein Name entstand am 4. Juli 1998, als Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft ausschied. Abends, so gegen zehn Uhr hörten wir vor unserem Haus ein Wimmern – dem gingen wir nach. An der Hauswand kauerte ein Kater. Der Schwanz war teilweise verbrannt und ein Vorderbein übel zugerichtet. Als er uns sah, flüchtete er. Verständlich. Hatten vermutlich Menschen ihn so schlecht behandelt. Wir behielten ihn aber im Auge und stellten Futter nach draußen. Das nahm er auch sofort an.
Mit der Zeit hatte er vor uns keine Angst mehr. Wenn ich von der Arbeit kam, wurde ich schon erwartet, und langsam entwickelte er Vertrauen. Er ließ sich von mir füttern und kannte auch mein Auto, denn kaum kam ich angefahren, tippelte er schon auf mich zu. Auch sonst hielt er sich immer in der Nähe auf, die Wallhecke um den Parkplatz gab guten Schutz.
So vergingen die Wochen, und eines Tages unternahm ich den Versuch, den kleinen Kerl einzufangen. Die gut gemeinte Absicht wurde gründlich missverstanden – er wurde wieder vorsichtiger. Aber der Schwanz hätte dringend behandelt werden müssen, die Wunde war blutverkrustet und bestimmt hatte der Kater Schmerzen. Trotzdem war er immer guter Laune. Kam angerannt, so schnell sein verletztes Beinchen es zuließ, und mit der Zeit ließ er sich auch streicheln. Gutes Zeichen! Dann war er plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Intensives Suchen im Umkreis der Wohnung und im Stadtviertel ergab nichts. Er blieb verschwunden. Merkwürdiges Gefühl – unbewusst suchte und schaute ich immer nach ihm. Er könnte ja wieder auftauchen. Das tat er aber nicht.
Nach gut zwei Wochen machten meine Frau und ich einen Besuch im Tierheim, man kann ja nie wissen. Ja, so eine wie von mir beschriebene Katze sei eingeliefert worden, meinte die Tierpflegerin. Ich traute meinen Ohren kaum, aber da Katzen alle irgendwie ähnlich aussehen, hielt sich die Hoffnung in Grenzen. Wir könnten sie uns ja mal ansehen, meinte die Frau und führte uns zur Katzenstation.
Und wer saß da, ganz fidel, mitten im Katzenhaus? Bertl, frisch operiert! Mir kamen die Tränen vor Freude. Jammernd sei er aufgefunden worden, sagte die Pflegerin. Es gibt offensichtlich doch noch gute Menschen.
Dann beratschlagen wir, meine Frau und ich. Zwei Katzen hatten wir ja schon, eine dritte würde auch nicht mehr Arbeit machen. Also, für uns war jetzt klar, ab sofort gehört Bertl mit zur Familie. Und ich glaube, das hat er irgendwie gemerkt, denn von diesem Moment an klebte er förmlich an mir. Und was soll ich noch sagen … bis heute ist das Schönste für ihn Auto zu fahren und bei mir im Bett zu schlafen.
So, das war die Geschichte vom Bertl.
Charley Kettel
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