Kater Alois‘ Tagesablauf
Vier Uhr morgens (spätestens): Das erste Mal wecken, denn die Vögel (draußen) sind ja auch schon wach und außerdem hab ich Hunger (fressen geht vor allem). In die Ohren schnurren, angähnen, antrappeln, Nass–Schnauz–Stupsen. Wenn keiner aufstehen will, was anstellen, zum Beispiel lautstark auf den Heizkörper springen oder was umwerfen.
Fünf Uhr: Gartenkontrollrundgang, gegebenenfalls fremde Katzen vertreiben, natürlich mit Gesang – zur Freude der Nachbarschaft. Im Schweinsgalopp von ganz hinten im Garten über die Teichbrücke bis zu Haustür und von da aus noch zwei Treppen in den Dachspitz hoch fetzen, das Ganze mindestens fünf Mal (mein Reich ist ein Reihenhaus mit Handtuchgarten). Danach Fellpflege mit dem Noppenfellhandschuh (das muss sein, ich will schließlich der schönste Kater weit und breit sein).
Viertel nach sechs: Was, Ihr geht außer Haus und lasst mich allein zurück? Euch werd ich’s zeigen: hängende Schnurrhaare, beleidigter Blick, ich versteck mich unter dem Couchtisch. Dann haut halt ab!
Aber allein zu sein hat auch was. Ich verschlafe den Tag meistens, fresse ab und zu was und schau’ aus dem Fenster im Dachspitz, denn tagsüber komm ich leider nicht raus, meine Menschen wollen nicht, dass ich mich rumtreibe und mit anderen Katzen prügle.
Halb vier nachmittags: Na endlich kommt mal jemand heim, wird ja auch höchste Zeit – gähn. Fressen und raus in den Garten, solange es geht. Aber wehe es regnet, dann bin ich verärgert und schrei rum. Könnt ihr das denn nicht abstellen, wofür soll das denn gut sein?
Acht Uhr abends: noch mal Fellpflege, dann fressen und im Garten kontrollieren, ob auch keine fremde Katze da ist, wieder auf und ab springen im Schweinsgalopp. Wenn einer der Nachbarn in seinem Garten ist, macht das allerdings weniger Spaß, das kann ich nicht ausstehen. Vor allem dann nicht, wenn Pflanzen gewässert werde. Nein, das gefällt mir gar nicht, außerdem hat so ein blöder Mensch schon mal versucht, mich nass zu spritzen. Immer auf die Kleinen! Wasser ist allgemein nicht meins, die Runde im Teich, die ich aus Tollpatschigkeit natürlich auch schon gedreht habe, war wirklich genug. Danach musste ich auch noch lauwarm duschen, stellt euch das vor!
Halb elf. Alle drei im Bett, eventuell noch Fernsehen. Wir zwei Männer (der Mensch und ich) liegen allerdings gleich der Länge nach und ratzen sofort weg.
Neuer Tag, alles von vorn.
Am Wochenende gefällt es mir gar nicht, wenn den ganzen Tag jemand da sein ist – ich komm’ ja gar nicht zum pennen und muss mich zwischendurch verziehen. Wenn es kälter ist, kriech ich dazu gern zwischen ein gemachtes Federbett im Menschenlager.
Ein paar Mal war ich auch schon in Ferien bei den Schwiegerleuten. Dort zu leben wäre an sich noch besser, weil die ein großes Haus und einen riesigen Garten auf dem Land ihr Eigen nennen.
Die Frau der Schwiegerleute liebt mich herzinniglichst und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Aber leider muss ich für den Besuch eineinhalb Stunden Auto fahren und das kann ich gar nicht leiden. Ich schreie den größten Teil der Fahrt empört, es sei denn man streichelt mich. Und überhaupt, was soll das, einen Katzenkönig wie mich in so eine blöde Plastikkiste zu sperren…
Der Garten der Schwiegerleute ist echt toll aber nicht überall eingezäunt. Deshalb lassen sie mich dort nicht allein, weil ich die anderen Katzen jage, wenn es sein muss, bis auf die Straße. Eine warme Asphaltdecke? Da leg ich mich ganz lang hin. Autos sollen halt um mich herum fahren. Weil sie das aber angeblich nicht machen, werde ich dauernd überwacht. Na ja, tut auch irgendwie gut, so viel Fürsorge. Ãœbernachtet wird natürlich auch im Bett – lang gestreckt in Schwiegervaters Arm.
Beim Fressen hab ich mich inzwischen auf Geflügel in der Dose spezialisiert, möglichst in Gelee und nicht in Soße, davon krieg ich leicht Dünnpfiff – und wer will das schon? Zur Not fress ich auch mal Trockenfutter, aber nur, wenn wirklich nichts anderes da ist. Und eine Mahlzeit mit Fisch zum Beispiel schätze ich gar nicht. Ansonsten nehme ich vielleicht mal ein Scheibchen dünnen Schinken oder gebratenes Putenfleisch zu mir, lass meinen Leuten ansonsten aber ihr Zeug. Ab und zu mal schnuppern – nee, das dürft ihr selber essen!
Beim Spielen hab ich mich auf das Fangen von Schatten und Laserpunkten spezialisiert, wenn‘s draußen warm ist, gehe ich aber lieber in den Garten und schau nach den Vögeln. Vielleicht erwisch‘ ich doch mal einen …
Ansonsten gibt‘s da noch so ‘nen Wedel aus Kunststoff – hab’ ich bei den Schwiegerleuten entdeckt und dabei gleich ‘ne Vase umgeschmissen. Meine Leute haben daraufhin einen ganz großen Wedel im Gartencenter gekauft – extra für mich! Da flipp ich total aus. Auf und ab, hin und her, rund herum, das ist meine liebste Sportart! Solche Wedel gibt’s auch in natura am Gartenteich. Die beiß ich gern ab, was meinen Menschen gar nicht gefällt, aber ich mach’s trotzdem.
Ãœbersetzt von Sonja Rothermel
Das Buch kann man hier bestellen.
Ich habe es schon, es ist wirklich klasse. Ich mag es sehr.